Teil 1: Makromolekulare Stoffe – Proteine
Amino-Gruppe
- Definition: Die Amino-Gruppe ist eine funktionelle Gruppe mit der chemischen Formel –NH₂. Sie ist basisch und kann ein Proton (H⁺) aufnehmen.
- Beispiel: In der Aminosäure Glycin ist die Amino-Gruppe mit einem zentralen Kohlenstoffatom verbunden: H₂N–CH₂–COOH.
- Typischer Kontext: Amino-Gruppen sind verantwortlich für die Basizität von Aminosäuren und spielen eine zentrale Rolle bei der Bildung von Peptidbindungen (Proteinen).
Zwitterion
- Definition: Ein Zwitterion ist ein Molekül, das gleichzeitig positiv und negativ geladene Gruppen besitzt, aber insgesamt elektrisch neutral ist.
- Beispiel: Eine Aminosäure im isoelektrischen Punkt (z. B. Glycin):
NH₃⁺–CH₂–COO⁻ → Zwitterion mit +1 und −1 Ladung. - Hinweis: Im wässrigen Medium liegt eine Aminosäure meist als Zwitterion vor.
Primär-, Sekundär-, Tertiär-, Quartärstruktur
- Definition:
- Primärstruktur: Die lineare Sequenz der Aminosäuren im Protein.
- Sekundärstruktur: Regelmäßige Faltungen wie α-Helix oder β-Faltblatt, stabilisiert durch Wasserstoffbrücken.
- Tertiärstruktur: Räumliche Anordnung der gesamten Polypeptidkette.
- Quartärstruktur: Zusammenlagerung mehrerer Untereinheiten (z. B. Hämoglobin).
- Beispiel: Insulin besteht aus zwei Ketten, die durch Disulfidbrücken verbunden sind – Quartärstruktur.
- Wichtig: Struktur bestimmt Funktion! Denaturierung zerstört Sekundär- und Tertiärstruktur → Funktionsverlust.
Kondensation und Hydrolyse
- Kondensation: Zwei Moleküle verbinden sich unter Abspaltung von Wasser.
Beispiel: Bildung einer Peptidbindung: NH₂–CHR–COOH + NH₂–CHR’–COOH → NH₂–CHR–CO–NH–CHR’–COOH + H₂O - Hydrolyse: Spaltung einer Verbindung durch Wasser. Beispiel: Abbau von Proteinen im Magen durch Enzyme.
- Merksatz: „Kondensation baut auf, Hydrolyse baut ab.“
Peptidbindung
- Definition: Eine Amidbindung zwischen der Amino-Gruppe einer Aminosäure und der Carboxy-Gruppe einer anderen.
NH₂–CHR–COOH + H₂N–CHR’–COOH → NH₂–CHR–CO–NH–CHR’–COOH + H₂O - Eigenschaften: Planar, polar, stabil.
- Beispiel: Kette von Aminosäuren = Polypeptid = Protein.
Essenzielle Aminosäuren
- Definition: Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann und die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.
- Beispiele: Leucin, Lysin, Methionin.
- Hinweis: Besonders wichtig bei veganer Ernährung und in der Wachstumsphase.
Asymmetrisch substituiertes Kohlenstoff-Atom
- Definition: Ein Kohlenstoffatom, das vier verschiedene Substituenten trägt → chirales Zentrum.
- Beispiel: In fast allen Aminosäuren (außer Glycin) ist das α-C-Atom asymmetrisch.
- Konsequenz: Es gibt zwei Enantiomere (D- und L-Formen).
Enantiomer
- Definition: Zwei Moleküle mit gleicher Summenformel und Struktur, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten und nicht zur Deckung gebracht werden können.
- Beispiel: L-Alanin und D-Alanin.
- Biologische Bedeutung: Enzyme erkennen meist nur eine Form – in der Natur fast nur L-Aminosäuren.
α-L- und α-D-Aminosäure
- Definition: α-Aminosäuren haben die Aminogruppe am α-C-Atom (direkt neben der COOH-Gruppe); L- und D bezeichnen die absolute Konfiguration.
- Beispiel: L-Alanin – NH₂ links in Fischer-Projektion; D-Alanin – NH₂ rechts.
- Hinweis: In biologischen Proteinen kommen nur α-L-Aminosäuren vor.
Teil 2: Kunststoffe
Monomer, Makromolekül, Polymer
- Monomer: Ein kleines, reaktives Molekül, das sich wiederholt an andere Monomere binden kann.
Beispiel: Ethen (C₂H₄) ist ein Monomer für Polyethylen. - Makromolekül: Ein sehr großes Molekül, das aus vielen sich wiederholenden Einheiten besteht (z. B. ein Polymer).
- Polymer: Ein Makromolekül, das durch wiederholte Verknüpfung von Monomeren entsteht.
Beispiel: Polyvinylchlorid (PVC) aus Vinylchlorid.
Elektrophil, elektrophiler Angriff, Polarisierung, Übergangskomplex, heterolytische Spaltung, Carbenium-Ion
- Elektrophil: Teilchen, das Elektronen „liebt“ – es sucht Elektronendichte und reagiert mit Nukleophilen.
Beispiel: H⁺, NO₂⁺, AlCl₃. - Elektrophiler Angriff: Ein Mechanismus, bei dem ein Elektrophil ein π-Elektronenpaar eines Moleküls (z. B. eines Alkens) angreift.
- Polarisierung: Verschiebung der Elektronendichte in einer Bindung – führt zu Partialladungen.
- Übergangskomplex: Kurzlebiger Zustand zwischen Edukt und Produkt, in dem neue Bindungen teilweise ausgebildet sind.
- Heterolytische Spaltung: Eine Bindung wird so gespalten, dass beide Elektronen einem Atom bleiben.
Beispiel: H–Cl → H⁺ + Cl⁻ - Carbenium-Ion (Carbokation): Ein Kation mit einem dreifach gebundenen Kohlenstoffatom, das ein Elektronenoktett unterschreitet.
Beispiel: CH₃⁺
Veresterung, Kondensationsreaktion
- Veresterung: Reaktion von Carbonsäure + Alkohol → Ester + Wasser
Beispiel: Essigsäure + Ethanol → Ethylacetat + H₂O - Kondensationsreaktion: Allgemeine Reaktion, bei der zwei Moleküle unter Abspaltung von Wasser (oder HCl etc.) verknüpft werden.
Beispiel: Bildung von Nylon aus Diamin + Dicarbonsäure.
Polymerisat, Polykondensat
- Polymerisat: Produkt einer Additionspolymerisation – ohne Abspaltung kleiner Moleküle.
Beispiel: Polyethylen. - Polykondensat: Produkt einer Kondensationsreaktion, bei der Nebenprodukte wie Wasser entstehen.
Beispiel: Polyester, Polyamide (Nylon).
Pyrolyse, Hydrolyse
- Pyrolyse: Thermische Zersetzung organischer Verbindungen ohne Sauerstoff.
Beispiel: Cracken von langkettigen Kohlenwasserstoffen. - Hydrolyse: Spaltung einer Verbindung durch Reaktion mit Wasser.
Beispiel: Abbau eines Esters zu Carbonsäure + Alkohol.
Schwimm-Sink-Verfahren
- Definition: Trennmethode für Kunststoffe aufgrund ihrer unterschiedlichen Dichte in Flüssigkeit.
Beispiel: Polyethylen (schwimmt), PVC (sinkt). - Bedeutung: Wird beim Kunststoffrecycling eingesetzt, um verschiedene Plastiksorten zu sortieren.
Startradikal, homolytische Spaltung, Initiation, Kettenstart, Monomer-Radikal, Kettenwachstum, Kettenabbruch
- Startradikal: Ein hochreaktives Teilchen mit ungepaartem Elektron, das die Polymerisation startet.
Beispiel: •OH, •CH₃ - Homolytische Spaltung: Eine Bindung wird so gespalten, dass jedes Atom ein Elektron behält.
Beispiel: Cl₂ → 2 Cl• - Initiation (Kettenstart): Bildung des ersten Monomer-Radikals durch Reaktion des Startradikals mit einem Monomer.
- Monomer-Radikal: Ein Monomer mit einem ungepaarten Elektron → kann mit weiteren Monomeren reagieren.
- Kettenwachstum: Reaktion des aktiven Radikals mit weiteren Monomeren → Wachstum der Polymerkette.
- Kettenabbruch: Zwei Radikale treffen sich → Polymer wächst nicht weiter.
Beispiel: R• + R• → R–R
Copolymere
- Definition: Polymere, die aus mehreren verschiedenen Monomeren bestehen.
🧪 Beispiel: Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) – ein synthetischer Gummi. - Eigenschaft: Eigenschaften können gezielt variiert werden (z. B. Flexibilität, Härte).
Nucleophil, nucleophiler Angriff
- Nucleophil: Ein Teilchen, das ein freies Elektronenpaar besitzt und ein Elektrophil angreifen kann.
🧪 Beispiel: OH⁻, NH₃, Cl⁻ - Nucleophiler Angriff: Reaktion, bei der ein Nucleophil ein Elektronenpaar auf ein Elektrophil überträgt.
Amid-Gruppe
- Definition: Funktionelle Gruppe –CONH₂ oder –CO–NH– innerhalb von Polyamiden oder Proteinen.
- Beispiel: In Nylon oder Peptidbindungen: R–CO–NH–R’
- Bedeutung: Amide sind stabil, aber hydrolysierbar unter sauren oder basischen Bedingungen.
Teil 3: Chemisches Gleichgewicht
Aktivierungsenergie
- Definition: Die Mindestenergie, die Teilchen aufbringen müssen, um eine Reaktion auszulösen.
- Einheit: kJ/mol.
- Beispiel: Die Zündung von Methan benötigt eine Flamme → Aktivierungsenergie.
- Hinweis: Ein Katalysator senkt die Aktivierungsenergie, ohne selbst verbraucht zu werden.
Offenes, geschlossenes, isoliertes System
- Offenes System: Stoff- und Energieaustausch möglich (z. B. kochender Topf ohne Deckel).
- Geschlossenes System: Nur Energieaustausch möglich, kein Stoffaustausch (z. B. Topf mit Deckel).
- Isoliertes System: Kein Stoff- und kein Energieaustausch (z. B. idealer Thermobehälter).
- Bedeutung: Für thermodynamische Berechnungen wichtig zur Bestimmung der Energieflüsse.
Molare Standardenthalpien
➡ Enthalpien immer bezogen auf Standardbedingungen: 298 K (25 °C), 101,3 kPa, 1 mol Substanz.
- Reaktionsenthalpie (ΔH°): Wärmemenge, die bei einer Reaktion unter Standardbedingungen aufgenommen oder abgegeben wird.
- Bildungsenthalpie (ΔHf°): Enthalpie, die bei der Bildung 1 mol Verbindung aus den Elementen entsteht.
- Lösungsenthalpie (ΔHsolv°): Enthalpieänderung beim Lösen einer Substanz.
- Verbrennungsenthalpie (ΔHcomb°): Enthalpie, die bei vollständiger Verbrennung von 1 mol Stoff freigesetzt wird.
🧪Beispiel: ΔHf°(H₂O, flüssig) = –285,8 kJ/mol
Spezifische Wärmekapazität
- Definition: Energie, die benötigt wird, um 1 g einer Substanz um 1 °C zu erwärmen.
- Einheit: J/(g·K)
- Beispiel: Wasser: c = 4,18 J/(g·K) → sehr hohe Wärmespeicherkapazität.
- Typische Formel: Q = m · c · ΔT
Kennzeichnung der Reaktanden mit (s), (l), (g), (aq)
- (s) – Feststoff (solid), z. B. NaCl(s)
- (l) – Flüssigkeit (liquid), z. B. H₂O(l)
- (g) – Gas (gaseous), z. B. CO₂(g)
- (aq) – in Wasser gelöst (aqueous), z. B. Na⁺(aq)
🧪 Bedeutung: Essenziell für thermodynamische Rechnungen, da Aggregatzustände Energie mit beeinflussen (z. B. Schmelz-/Verdampfungsenthalpien).
Ion-Dipol-Wechselwirkungen
- Definition: Elektrostatische Anziehung zwischen einem Ion und einem polaren Molekül (meist Wasser).
- Beispiel: Na⁺–H₂O, Cl⁻–H₂O in Kochsalzlösung.
- Bedeutung: Erklärt die hohe Löslichkeit vieler Salze in Wasser.
Gitter- und Hydratationsenthalpie
- Gitterenthalpie (ΔHgitt): Energie, die beim Aufbau eines Ionengitters frei wird (exotherm) – oder aufgebracht werden muss, um es zu zerlegen (endotherm).
- Hydratationsenthalpie (ΔHhyd): Energie, die bei der Umhüllung von Ionen durch Wassermoleküle frei wird (exotherm).
- Beispiel: Lösung von NaCl in Wasser = ΔHsolv = ΔHgitt + ΔHhyd
Kristallwasser
- Definition: Wasser, das in einem Ionenkristall fest gebunden ist.
- Formel: CuSO₄·5H₂O (Kupfersulfat-Pentahydrat)
- Hinweis: Beim Erhitzen verdampft Kristallwasser → Substanz wird „wasserfrei“ (anhydrat).
Exergonisch, Endergonisch
- Exergonisch: Reaktionen, bei denen freie Energie frei wird (ΔG < 0) → freiwillig ablaufend.
- Endergonisch: Reaktionen, die freie Energie benötigen (ΔG > 0) → nicht spontan.
- Beispiel: Zellatmung ist exergonisch; Photosynthese endergonisch.
Freie molare Standardreaktionsenthalpie (ΔG°)
- Definition: Änderung der Gibbs-Energie unter Standardbedingungen (298 K, 1 bar, 1 mol).
- Formel: ΔG = ΔH – T·ΔS
- Bedeutung: Kriterium für Spontaneität.
➡️ ΔG < 0 → freiwillig, ΔG > 0 → nicht freiwillig.
Freie molare Standardbildungsenthalpie
- Definition: Gibbs-Energie (ΔGf°), die bei der Bildung von 1 mol einer Substanz aus den Elementen unter Standardbedingungen entsteht.
- Beispiel: ΔGf°(CO₂, g) = –394 kJ/mol
- Bedeutung: Wird verwendet zur Berechnung von ΔG für Gesamtreaktionen.
Teil 4: Säure-Base-Reaktionen
Brønsted-Säure, Brønsted-Base
- Definition (nach Brønsted-Lowry):
- Säure = Protonendonator (gibt H⁺ ab),
- Base = Protonenakzeptor (nimmt H⁺ auf).
- Beispiele:
- HCl ist eine Säure: HCl → H⁺ + Cl⁻
- NH₃ ist eine Base: NH₃ + H⁺ → NH₄⁺
- Hinweis: Eine Reaktion findet immer zwischen Säure und Base gleichzeitig statt!
Protonendonator, Protonenakzeptor
- Protonendonator = Brønsted-Säure → gibt H⁺ ab.
Beispiel: CH₃COOH (Essigsäure) gibt H⁺ ab. - Protonenakzeptor = Brønsted-Base → nimmt H⁺ auf.
Beispiel: OH⁻ oder NH₃
Korrespondierende Säure-Base-Paare
- Definition: Jede Säure hat eine konjugierte Base und umgekehrt.
- Beispiel:
- HCl / Cl⁻
- NH₄⁺ / NH₃
- Reaktion: NH₄⁺ + OH⁻ ⇌ NH₃ + H₂O
Oxonium-Ion (H₃O⁺)
- Definition: Das Ion, das entsteht, wenn ein Proton (H⁺) an ein Wassermolekül bindet. H₂O + H⁺ → H₃O⁺
- Bedeutung: Repräsentiert „freie“ H⁺-Ionen im Wasser.
- pH-Wert ist direkt vom [H₃O⁺]-Gehalt abhängig: pH = –log[H₃O⁺]
Amphoter, Ampholyt
- Amphoter: Stoffe, die sowohl als Säure als auch als Base reagieren können.
- Beispiel: H₂O, HCO₃⁻, Aminosäuren
- Typischer Fall:
- H₂O + HCl → H₃O⁺ + Cl⁻ (H₂O als Base)
- H₂O + NH₃ → OH⁻ + NH₄⁺ (H₂O als Säure)
Neutralisationstitration
- Definition: Quantitative Reaktion zwischen Säure und Base, bei der H⁺ und OH⁻ zu Wasser reagieren.
- Zweck: Konzentration (c) einer Säure/Base bestimmen.
- Formel:
n(Säure) = n(Base) → c₁·V₁ = c₂·V₂ - Beispiel: Salzsäure (unbekannt) mit NaOH titrieren.
Umschlagpunkt
- Definition: pH-Wert, bei dem ein Indikator sichtbar seine Farbe wechselt.
- Beispiel: Phenolphthalein wechselt bei pH ~8,2–10 von farblos zu pink.
- Hinweis: Umschlagpunkt ≠ Äquivalenzpunkt! Nur bei starker Säure + starker Base identisch.
Äquivalenzpunkt
- Definition: Punkt bei der Titration, an dem Stoffmenge Base = Stoffmenge Säure.
- Graphisch: Steiler Anstieg im pH-Titrationsdiagramm.
- Beispiel: HCl + NaOH → Äquivalenzpunkt bei pH = 7
Neutralpunkt
- Definition: pH = 7 → neutral.
- Nur bei Titration von starker Säure mit starker Base ist Äquivalenzpunkt = Neutralpunkt!
- Bei schwachen Säuren: Äquivalenzpunkt > 7
Bei schwachen Basen: Äquivalenzpunkt < 7
Halbäquivalenzpunkt
- Definition: Punkt bei pH-Titration, bei dem die Hälfte der Säure neutralisiert wurde.
- Besonders bei Pufferlösungen wichtig: pH = pKₐ
- Beispiel: Puffer aus Essigsäure/Acetat → pH = pKₐ(CH₃COOH) ≈ 4,76
Ligand, Zentralteilchen, koordinative Bindung
- Ligand: Teilchen mit freiem Elektronenpaar → kann koordinative Bindung eingehen.
- Zentralteilchen: Meist ein Metall-Ion, z. B. Fe³⁺
- Koordinative Bindung: Bindung, bei der beide Elektronen vom Liganden stammen.
🧪 Beispiel: [Cu(H₂O)₄]²⁺ – Kupferkomplex mit 4 Wasserliganden.
Teil 5: Indikatorfarbstoffe & Farbigkeit
Elektromagnetisches Spektrum
- Definition: Gesamtheit aller elektromagnetischen Wellen – geordnet nach Wellenlänge oder Frequenz.
- Bereiche: Radiowellen, Mikrowellen, IR, sichtbares Licht, UV, Röntgenstrahlen etc.
- Sichtbarer Bereich: ca. 400–750 nm (violett bis rot).
- Bedeutung in der Chemie: Nur im sichtbaren Bereich (und UV) treten Farbwirkungen auf.
Absorption, Reflexion
- Absorption: Aufnahme von Licht durch ein Molekül oder Atom. → Führt zur Anregung von Elektronen.
- Reflexion: Licht wird zurückgeworfen → erzeugt Farbeindruck.
- Beispiel: Wenn rotes Licht absorbiert wird, erscheint die Substanz grün (Komplementärfarbe).
Absorptionsspektrum, Absorptionsmaximum
- Absorptionsspektrum: Graph, der zeigt, welche Wellenlängen ein Stoff absorbiert.
- Absorptionsmaximum (λmax): Wellenlänge, bei der die stärkste Absorption auftritt.
- Beispiel: β-Carotin zeigt bei ca. 450 nm ein Maximum → es erscheint orange.
Anregungsenergie
- Definition: Energiemenge, die nötig ist, um ein Elektron auf ein höheres Energieniveau zu heben.
- Formel:
ΔE = h·ν = h·c/λ - Beispiel: Sichtbare Farbe entsteht, wenn ΔE im Bereich des sichtbaren Lichts liegt.
Konjugiertes Doppelbindungssystem
- Definition: Abfolge von wechselnden Einfach- und Doppelbindungen, die π-Elektronen delokalisieren.
- Beispiel: β-Carotin mit 11 konjugierten Doppelbindungen.
- Bedeutung: Je mehr konjugierte Doppelbindungen, desto niedriger die Anregungsenergie → Farbe verschiebt sich ins Rote (bathochromer Effekt).
Chromophor, auxochrome und antiauxochrome Gruppen
- Chromophor: Strukturelles Element im Molekül, das Licht absorbiert → farbgebend.
- Auxochrome Gruppe: Verstärkt die Farbwirkung durch Elektronendonationen (z. B. –OH, –NH₂).
- Antiauxochrome Gruppe: Entzieht Elektronendichte (z. B. –NO₂).
- Beispiel: Azofarbstoffe mit Chromophor –N=N– und Auxochrom –OH.
Mesomere Effekte
- Definition: Verlagerung von π-Elektronen innerhalb eines Moleküls → Resonanzstruktur.
- Effekte:
- +M-Effekt: z. B. –OH, –NH₂ geben Elektronen in das π-System.
- –M-Effekt: z. B. –NO₂, –COOH ziehen Elektronen ab.
- Bedeutung: Beeinflusst die Farbverschiebung und Stabilität farbiger Moleküle.
Delokalisierte π-Elektronen
- Definition: π-Elektronen, die über mehrere Atome verteilt sind – nicht nur zwischen zwei Atomen gebunden.
- Beispiel: Benzolring oder Polymethin-Ketten in Farbstoffen.
- Bedeutung: Delokalisierung senkt Anregungsenergie → Farbigkeit.
Bathochromer, hypsochromer Effekt
- Bathochromer Effekt („Rotverschiebung“): Verschiebung des Absorptionsmaximums zu längeren Wellenlängen (niedrigere Energie). → z. B. durch mehr konjugierte Doppelbindungen.
- Hypsochromer Effekt („Blauverschiebung“): Verschiebung zu kürzeren Wellenlängen (höhere Energie).
- Beispiel: Durch Methylierung kann ein Farbstoff bathochrom verschoben werden.
Indikatorsäure, Indikatorbase
- Definition: pH-sensitive Farbstoffe, die als schwache Säuren/Basen vorliegen.
- Farbwechsel basiert auf: Gleichgewicht zwischen Indikatorsäure (HIn) und konjugierter Base (In⁻).
- Beispiel:
- Phenolphthalein: farblos (HIn) ↔ pink (In⁻)
- Methylorange: rot (HIn) ↔ gelb (In⁻)
Teil 6: Redoxreaktionen
Elektronengas, Valenzelektronen
- Valenzelektronen: Die Elektronen in der äußersten Schale eines Atoms, die für chemische Reaktionen verantwortlich sind.
- Elektronengas: Modell für die frei beweglichen Elektronen in Metallen – sie bilden eine Art „Gas“ zwischen positiven Metallionen.
- Beispiel: In Metallbindungen wie bei Kupfer oder Aluminium.
Oxidation, Reduktion, korrespondierende Redoxpaare
- Oxidation: Abgabe von Elektronen.
- Reduktion: Aufnahme von Elektronen.
- Redoxpaar: Ein Stoff in oxidierter und reduzierter Form.
- Beispiel:
Zn → Zn²⁺ + 2e⁻ (Oxidation)
Cu²⁺ + 2e⁻ → Cu (Reduktion)
Redoxpaare: Zn/Zn²⁺ und Cu²⁺/Cu
Oxidationsmittel, Reduktionsmittel
- Oxidationsmittel: Nimmt Elektronen auf → oxidiert anderen Stoff, wird selbst reduziert.
- Reduktionsmittel: Gibt Elektronen ab → reduziert anderen Stoff, wird selbst oxidiert.
- Beispiel:
- KMnO₄ ist ein starkes Oxidationsmittel.
- Zn ist ein Reduktionsmittel.
Elektronen-Donator, Elektronen-Akzeptor
- Elektronen-Donator = Reduktionsmittel (gibt e⁻ ab)
- Elektronen-Akzeptor = Oxidationsmittel (nimmt e⁻ auf)
- Beispiel:
In der Reaktion Zn + Cu²⁺ → Zn²⁺ + Cu
Zn = Donator, Cu²⁺ = Akzeptor
Oxidationszahl
- Definition: Gedachter Ladungswert, den ein Atom hätte, wenn alle Bindungen vollständig ionisch wären.
- Zweck: Verfolgen von Elektronenverschiebungen.
- Regeln (kurz):
- Elemente: OZ = 0 (z. B. O₂, H₂)
- Fluor immer –1, Sauerstoff meist –2
- Summe der OZ in Molekülen = Ladung des Moleküls
- Beispiel:
H₂O → H = +1, O = –2
KMnO₄ → Mn = +7
Disproportionierung, Synproportionierung
- Disproportionierung: Ein Element oxidiert und reduziert sich selbst gleichzeitig.
🧪 Beispiel:
Cl₂ + H₂O → HCl + HClO
(Cl von 0 → –1 und 0 → +1) - Synproportionierung: Zwei Verbindungen desselben Elements mit unterschiedlicher Oxidationszahl reagieren zu einer mittleren OZ. 🧪 Beispiel:
Fe²⁺ + Fe³⁺ → 2 Fe²,₅⁺ (in Feststoffmischungen)
Teil 7: Elektrochemie
Elektrochemische Doppelschicht
- Definition: Grenzfläche zwischen einer Elektrode und der elektrolytischen Lösung. Sie besteht aus:
- Innerer Schicht: fest anliegende Ionen.
- Äußerer Schicht: lose anliegende, bewegliche Ionen (diffus).
- Bedeutung: Entstehung der Spannung in galvanischen Zellen.
Elektrochemische Elektrode
- Definition: Elektrode, an der eine Redoxreaktion abläuft.
- Arten:
- Redox-Elektrode: z. B. Zn/Zn²⁺
- Inert-Elektrode: z. B. Pt bei Fe³⁺/Fe²⁺-Redoxpaar
- Beispiel: Zinkelektrode in Daniell-Element: Zn → Zn²⁺ + 2e⁻ (Oxidation)
Donator- und Akzeptor-Halbzelle
- Donator-Halbzelle: Hier findet die Oxidation statt → e⁻ werden abgegeben (Anode).
- Akzeptor-Halbzelle: Hier findet die Reduktion statt → e⁻ werden aufgenommen (Kathode).
- Beispiel:
Zn/Zn²⁺ = Donator-Halbzelle,
Cu²⁺/Cu = Akzeptor-Halbzelle im Daniell-Element.
Kathode, Anode
- Kathode:
- Ort der Reduktion
- e⁻ werden aufgenommen
- Anode:
- Ort der Oxidation
- e⁻ werden abgegeben
- 💡 Merksatz: „Anox – Redkat“ (Anode = Oxidation, Kathode = Reduktion)
- Beispiel: In der Galvanik wird das Werkstück zur Kathode – dort scheidet sich Metall ab.
Elektrolysezelle
- Definition: Eine Zelle, in der durch elektrische Energie eine nicht-spontane chemische Reaktion erzwungen wird.
- Beispiel:
Elektrolyse von NaCl:
2 NaCl (schmelze) → 2 Na + Cl₂
Konzentrationszelle
- Definition: Elektrochemische Zelle, bei der beide Halbzellen aus demselben Redoxpaar bestehen, aber mit unterschiedlicher Konzentration.
- Spannung entsteht durch: Konzentrationsunterschied.
- Beispiel: Cu(s)/Cu²⁺(1 M) || Cu²⁺(0,01 M)/Cu(s)
Überspannung
- Definition: Extra-Spannung, die zusätzlich zur theoretisch berechneten Spannung notwendig ist, um eine Reaktion zu erzwingen (meist Gasentwicklung).
- Beispiel: H₂-Entwicklung an einer Platin-Elektrode erfordert höhere Spannung als erwartet.
- Bedeutung: Muss in der Elektrolysetechnik berücksichtigt werden!
Zersetzungsspannung
- Definition: Minimalspannung, die notwendig ist, um eine Elektrolyse zu starten.
- Beispiel: Elektrolyse von Wasser erfordert etwa 1,23 V → reale Zersetzungsspannung ~1,5–1,8 V wegen Überspannung.
Typischer Prüfungsstoff in LK Chemie:
- Aufstellen von Zellreaktionen.
- Berechnung der Zellspannung (EMK):
E° = E°(Kathode) – E°(Anode) - Elektrolyseprodukte abhängig von Konzentration, Spannung und Elektrodenmaterial.